SAINT OMER

16.04.2023 19:30

Veranstalter / Text: Weitwinkel-Kommunales Kino Singen e.V.

CINEAST*INNEN DES WELTKINOS  #  15   |   REGIE:  ALICE DIOP  (FRANKREICH)

•    Großer Preis der Jury  +  Preis für das Beste Debüt  +  'Edipo Re' Award  +  Goldener Musa -
79.  Internationales Filmfestival Venedig 2022
•    African-American Film Critics Association Awards 2022 – bester Film
•    Louis-Delluc-Preis 2022 – Bester französischer Film des Jahres
•    Bester Debütfilm - César 2023 – Französischer Filmpreis

Zu Recherchen für ihr neues Buch reist die Schriftstellerin und Universitätsdozentin Rama in die nordfranzösische Kleinstadt Saint-Omer, wo ein Aufsehen erregender Prozess stattfindet: Die senegalesische Philosophiestudentin Laurence Coly wird beschuldigt, ihre 15 Monate alte Tochter ermordet zu haben. Die Tatsachen - Coly hat das Kleinkind bei einbrechender Flut am Strand zurückgelassen, damit es stirbt - sind gesichert, und die junge Mutter streitet das Geschehen. Unklar bleiben jedoch die Gründe und Motive, die eine resolute Richterin aus dem Unfassbaren herauszuschälen versucht. Nach den ersten Aussagen wird klar, dass nichts klar ist. Geht es um Egoismus? Überforderung? Vernachlässigung? Kultisches? Wer sitzt hier wirklich auf der Anklagebank? Und wie schnell wird ein Urteil gefällt im Angesicht unvorstellbarer Taten? Die schwangere Schriftstellerin Rama, die selbst senegalesische Wurzeln hat, identifiziert sich zunehmend mit der Angeklagten, sieht Verbindungen zu ihrer eigenen Familiengeschichte  und will eine Reportage über den Prozess schreiben. [nach: epd / Produktion] Der vielfach prämierte Film der französische Drehbuchautorin und Regisseurin Alice Diop (*1979, Aulnay-sous-Bois/F) beruht auf der wahren Begebenheit eines Kriminalfalls und der Gerichtsverhandlung, die im Jahr 2016 in dem kleinen nordfranzösischen Ort Saint-Omer,südöstlich von Calais am Fluss Aa, stattfand und die Diop persönlich mitverfolgte. Dort fanden auch die Dreharbeiten statt. |
Alice Diop studierte Geschichte und visuelle Soziologie an der Sorbonne und der Universität Évry. Es folgte ein Studium im Dokumentarfilmatelier der Filmhochschule La fémis (Paris). Ihre kurzen und mittellangen (dokumentarischen) Filme wurden von zahlreichen Festivals ausgewählt und erhielten Auszeichnungen, inklusive LES SÉNÉGALAISES ET LA SÉNÉGAULOISE (2007), LA MORT DE DANTON (2011), LA PERMANENCE (2016) und TOWARDS TENDERNESS (2016), der 2017 mit dem César als bester Kurzfilm ausgezeichnet wurde. Ihr dokumentarischer Langfilm WE  / NOUS (2021) wurde als beste Dokumentation und bester Film der Sektion Encounters bei der Berlinale 2021 ausgezeichnet. SAINT OMER ist Alice Diops erster Spielfilm, der mit allein vier (!) Auszeichnungen bei seiner Uraufführung im Wettbewerb der 79. Filmfestspiele in Venedig 2022 bedacht wurde und inzwischen zahlreiche weitere internationale Auszeichnungen erhielt. Als erster Film einer Schwarzen Frau in Frankreich wurde er Landeskandidat für den Oscar 2023 (Kategorie Bester Internationaler Film) und kam bis in die Vorauswahl (Shortlist).
Zu Ihrem Film schreibt Alice Diop: "Ich wollte nicht mit Genrekonventionen spielen, ich suchte schlicht nach dem passendsten Ausdruck für diese Geschichte. Meine Bezugspunkte finden sich eher in der klassischen Malerei, (...) , die Einflüsse waren auch literarische. SAINT OMER ist ein Film zwischen Naturalismus, Theater und einer Form abstrakten Storytelling."_(Alice Diop)

"Mutig, unerschrocken, modern - Ein Meisterwerk."_(Around the world in 14 Days)
"Den Filme Alice Diops ist ein eigenwilliges Pänomen zu eigen: Trotz ihrer Klarheit erscheint es oft schwer, sie zu greifen. [Sie] forschen immer wieder nach der eigenen Position: der einer in Frankreich geborenen und sozialisierten, Intellektuellen, deren Eltern in den seschziger Jahren aus dem Senegal kamen. (...) [SAINT OMER] ist Diops Reflexion, die sich zugleich in unterschieliche verästelungen von Frausein, Mutterschaft, Herkunft und Krise begibt. (...) Der Film wirkt wie ein sehr akkurater, beschreibender und dennoch nicht immer zugängicher Text, einer , der nie auffordert, sondern vielmehr anbietet, der möchte, das man sich zumindest in die Nähe des Unverständlichen begibt."_(taz)
"Ein mit präzisem Minimalismus inszenierter, fast theaterhafter Film über Mutterschaft und Rassismus, der seine Themen nicht thesenhaft ausformuliert, sondern sich eher persönlichen Erfahrungen widmet."_(filmdienst.de)
"Bewegend, erschreckend."_(kulturzeit, 3Sat)
"Mit komplexen und sorgfältig getexteten Dialogen stellt sich Diop in eine französische Filmtradition, die psychische Strukturen und unbewusste Beziehungsdynamiken durch Versprachlichung offenzulegen versucht. Gleichzeitig machen die langen, nahen Einstellungen von Kamerafrau Claire Mathon (PORTRAIT EINER JUNGEN FRAU IN FLAMMEN) auf schweigende, zuhörende Gesichter deutlich, dass dies kaum gelingen kann. In einer Zeit, in der Kulturkämpfe, Rassismus und Identitätspolitiken den öffentlichen Diskurs bestimmen, verteidigt Alice Diop mit diesem Film die Universalität humanistischer Ideen. Doch dies gerade nicht, indem nicht-westliche Traditionen und kulturelle Kontexte ausgelöscht, sondern indem sie integriert werden. Und indem die allen Kulturen gemeinsame Grundlage menschlicher Gesellschaften ins Zentrum gestellt wird, statt sie wie die patriarchale Tradition auszuschließen: Mutterschaft."_(Jury der evanglischen Filmarbeit/Film d. Monats 3/23)

(SAINT OMER)  Frankreich 2022 | fiktinale Form | Regie / Buch: Alice Diop; Drehbuch: Alice Diop, Amrita David , Marie Ndiaye; Kamera: Claire Mathon; Schnitt: Amrita David; Ton: Dana Farzanehpour, Josefina Rodriguez, Lucile Demarquet, Emmanuel Croset; Szenenbild: Anna Le Mouel, Kostümbild: Annie Melza Tiburce; Produktion: Srab Films (Toufik Ayadi, Christophe Barral); DarstllerInnen: Kayije Kagame (Rama), Guslagie Malanda (Laurence Coly, Studentin), Valérie Dréville (Richterin), Aurélia Petit (Frau Vaudenay, Laurence Colys Anwältin) Xavier Maly (Luc Dumontet), Mariam Diop, Dado Diop  (Ramas Schwestern) u. a.; DCP/Farbe; DD 5.1; OmU (französisch / dtsch. UT); Pädagogische Empfehlung: ab 16 (filmdienst); . FSK: 12 J.; 123 Min.

EP: € 5.00
Mitgl.: € 3.00

BITTE BEACHTEN (WEITWINKEL-Kommunales Kino e.V.):
- Karten zum WW-Kino derzeit nur an
der Tages- (bei Matinee u. Kinderkino)
und an der Abendkasse jeweils vor der Veranstaltung
- (derzeit) keine Kartenreservierungen
- Einlass ab 30 Minuten vor Veranstaltungsbeginn
- Alle Filme i.d.R. mit einer Einführung und Trailern (zzgl.)
- Corona-Pandemie. Die Landesregierung Ba-Wü
hat die Corona-Verordnungen zum 01.03.2023 aufgehoben. /
Wir bitten Im Sinne der Eigenverantwortung: Sollten Sie sich krank fühlen,
sehen Sie bitte von einem Kinobesuch bei uns ab.

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